Das Profil meiner Professur ist vielseitig, herausfordernd und aufregend bunt

Babette Park besetzt eine Juniorprofessur für Empirische Hochschulforschung und Hochschuldidaktik der Universität des Saarlandes. Sie erforscht kognitive Prozesse beim Lernen mit Multimedia und untersucht, wie Emotionen mit dem Lernverhalten zusammenhängen. Sie lehrt im Bachelor-/Master-Studiengang Psychologie, in dem interdisziplinären und internationalen Studiengang Master of Educational Technology und den Lehramtsstudiengängen.

WiHo-Redaktion: Was ist derzeit Ihr zentrales Forschungsprojekt, und welchen gesellschaftlichen Bezug hat es?
Babette Park: Lehren und Lernen wandelt sich in der heutigen Zeit rasant: Lernen erstreckt sich über die gesamte Lebensspanne, und die Verantwortung für Lernprozesse liegt mehr und mehr beim Lernenden selbst, zunehmend unter Verwendung von Multimedia. Umso entscheidender ist es, zu erforschen, wie wir unsere kognitive Architektur dazu nutzen können, intensiv und erfolgreich dazuzulernen. Dabei sollten wir uns nicht nur auf die rein kognitiven Prozesse fokussieren, etwa wie die kognitive Belastung beim Lernen mit Multimedia optimiert werden kann, sondern auch die affektive Seite berücksichtigen. Beispielsweise ist es von großer Bedeutung, zu erforschen, unter welchen Bedingungen wir beim Lernen situationales Interesse entwickeln und wie Emotionen und unser Lernverhalten miteinander zusammenhängen. Denn kognitive und affektive Prozesse beim Lernen sind der Schlüssel für unsere Weiterentwicklung im Leben, sei es in der Persönlichkeitsentwicklung, im Beruf, im Familienleben oder bei der Mitgestaltung des gesellschaftlichen Wandels bzw. die Anpassung daran – es geht immer um Lernprozesse und Lernverhalten in all diesen Bereichen.

WiHo-Redaktion: Wie generieren Sie neue Seminarinhalte/Vorlesungsthemen?
Babette Park: Die Verknüpfung von Forschung und Lehre ist eines meiner Grundrezepte bei der Gestaltung meiner Lehrveranstaltungen. Dabei kommt es häufig auch im Austausch mit den Studierenden zur Entwicklung der Inhalte und Themen für aktuell laufende oder zukünftige Lehrveranstaltungen. Impulse und Ideen von Studierenden in Kombination mit meinen Forschungsbeiträgen eröffnen oft ganz neue Wege in der Lehr-Lern-Situation.

WiHo-Redaktion: Wie kam es, dass Sie sich mit Wissenschafts- und Hochschulforschung beschäftigt haben? Gab es ein zentrales Ereignis / eine bestimmte Erfahrung?
Babette Park: Der Bologna-Prozess war einer der Impulse, die mich wachgerüttelt haben. Die Situation an der Hochschule aus Perspektive der Lehrenden und Lernenden neu zu betrachten, Bewährtes zu entdecken sowie Neues zu entwickeln und auszuprobieren, ist herausfordernd und bereichernd zugleich. Mein Ziel ist es, mit pädagogisch-psychologischem Hintergrund sowohl die Personalentwicklung an Hochschulen als auch die Entwicklung der Studierenden wie bisher voranzubringen, nur mit neuem Bewusstsein.

WiHo-Redaktion: Zum Status quo der WiHo-Forschung in Deutschland: Worin ist sie gut? Was fehlt ihr noch?
Babette Park: Forschung in Deutschland zum Thema Wissenschaft und Hochschule steht aus meiner Sicht noch ganz am Anfang, insbesondere wenn wir den Fokus auf empirische Hochschulforschung legen. Es gibt auf der einen Seite schon einiges an Ideen, Modellen und Theorien aus der Wissenschafts- und Hochschulforschung, die Seite der evidenzbasierten Forschung ist dagegen noch stark ausbaufähig. Erste Lichtblicke zu empirischer Hochschulforschung wurden beispielsweise in einem von mir geleiteten Symposium zu „Bedingungen und Determinanten erfolgreicher Hochschullehre aus pädagogisch-psychologischer Perspektive“ im Jahr 2015 auf der Tagung der Fachgruppe Pädagogische Psychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie diskutiert. Das Symposium war mit ca. 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern von unterschiedlichen Universitäten bundesweit sehr gut besucht, womit ein großes Interesse an diesem Thema bestätigt werden kann. Im Sommer 2016 hielt Prof. Dr. Birgit Spinath (Universität Heidelberg) auf dem 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie ein Positionsreferat mit dem Titel „Lehren und Lernen in der Hochschule: Chancen, die die Psychologie jetzt nutzen sollte“, das sehr gut besucht war. Es lässt vermuten, dass das Interesse so schnell nicht abflauen wird und wir in naher Zukunft viele lesenswerte Publikationen zu Empirischer Hochschulforschung erwarten können.