Hochschulöffnung und Akademisierung
Prof. Dr. Andrä Wolter lehrt am Institut für Erziehungswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Als Professor für Erziehungswissenschaftliche Forschung zum tertiären Bildungsbereich beschäftigt er sich mit dem Wandel des Hochschulsystems, dem Zugang zu Hochschulen, lebenslangem Lernen und akademischer Bildung, insbesondere für nichttraditionelle Studierende. Ein Fokus liegt dabei auch auf international vergleichender Forschung.
WiHo-Redaktion: Wie würden Sie das Profil Ihrer Professur mit Blick auf die Forschung beschreiben?
Andrä Wolter: Meine Forschung würde ich als theoretisch basierte, empirisch fundierte Hochschulforschung mit international vergleichender Ausrichtung beschreiben, die eine enge Verknüpfung mit wissenschaftlicher Politikberatung hat.
WiHo-Redaktion: Was ist derzeit Ihr zentrales Forschungsprojekt und welchen gesellschaftlichen Bezug hat es?
Andrä Wolter: Ich befasse mich mit dem Hochschulzugang und Studienverläufen nichttraditioneller Studierender. Diese Thematik steht im engen Kontext mit den Bestrebungen zur Öffnung der Hochschule. Auch damit verbunden ist ein weiteres Forschungsprojekt, das sich der Akademisierung, insbesondere den Bedingungen und Folgen der Hochschulexpansion, widmet. Beide Themen haben einen unmittelbaren gesellschaftlichen Bezug.
WiHo-Redaktion: Wie kam es, dass Sie sich mit Wissenschafts- und Hochschulforschung beschäftigt haben? Gab es ein zentrales Ereignis / eine bestimmte Erfahrung?
Andrä Wolter: Als Student habe ich mich politisch in der Studentenschaft und der akademischen Selbstverwaltung engagiert. Dies hat mein Interesse an der Hochschulforschung geweckt.
WiHo-Redaktion: Wenn Sie die freie Wahl hätten: An welcher Universität im Ausland würden Sie gern arbeiten? Warum?
Andrä Wolter: Ich würde gern an der University of California in Berkeley oder auch der University of Toronto und University of British Columbia in Vancouver arbeiten, denn alle drei Universitäten sind sehr interessante Standorte und haben einen Forschungsschwerpunkt in der Hochschulforschung.
WiHo-Redaktion: Zurück zur WiHo-Forschung in Deutschland: Worin ist sie gut? Was fehlt ihr noch?
Andrä Wolter: Angesichts des sehr geringen Institutionalisierungsgrades ist die Hochschulforschung in Deutschland auch im internationalen Vergleich sehr forschungsstark und bearbeitet ein breites Themenfeld.
WiHo-Redaktion: Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Themen der kommenden Jahre in der WiHo-Forschung?
Andrä Wolter: Folgende fünf Themen werden meines Erachtens wichtig sein: (1) anhaltende Hochschulexpansion: Was bedeutet das für die Hochschulen und den Arbeitsmarkt (Akademisierung)? (2) Internationalisierung des Studiums und der Personalpolitik; (3) Entgrenzung des Verhältnisses von beruflicher Bildung/Weiterbildung und akademischer Bildung; (4) stärkere Differenzierung des Hochschulsystems; (5) Stärkung und Verbesserung der Hochschullehre.