Betriebswirtschaftliches Handwerkszeug für das Wissenschaftsmanagement
Prof. Dr. Frank Ziegele hat seit 2004 eine Professur für Hochschul- und Wissenschaftsmanagement an der Hochschule Osnabrück inne. Zudem ist er Geschäftsführer des CHE Centrum für Hochschulentwicklung. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf wirtschaftswissenschaftlichen Fragen der Wissenschafts- und Hochschulforschung. Wissenschaftsadäquate Managementmethoden, Entwicklung von Methoden für multidimensionale Rankings und Karrieren im Wissenschaftsmanagement sind nur einige seiner Forschungsthemen.
WiHo-Redaktion: Wie würden Sie das Profil Ihrer Professur mit Blick auf die Forschung beschreiben?
Frank Ziegele: Meine Professur ist eine besondere Konstruktion: Es ist eine nebenberufliche Professur, die reine Lehraufgaben beinhaltet, aber davon ausgeht, dass der Forschungsteil Gegenstand des Hauptjobs ist. Da diese Haupttätigkeit in der Geschäftsführung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung liegt, umfasst das Spektrum der Forschung alle Fragen der angewandten Forschung zu Hochschulmanagement und -politik aus der betriebswirtschaftlich-ökonomischen Perspektive.
WiHo-Redaktion: Welche Aufgaben beinhaltet Ihre Professur im Hinblick auf die Lehre?
Frank Ziegele: Ich lehre ausschließlich in nationalen wie internationalen Master-Programmen zum Hochschul- und Wissenschaftsmanagement. Die Grundidee ist dabei, aktuellen oder zukünftigen Wissenschaftsmanagerinnen und ‑managern das betriebswirtschaftliche Handwerkszeug zu vermitteln und sie für die Notwendigkeit der spezifischen Anpassungen an die Eigenheiten des Wissenschaftsbetriebs zu sensibilisieren. Dabei wird praxisorientiert nahe an den realen Bedingungen des Berufsfelds Wissenschaftsmanagement gearbeitet.
WiHo-Redaktion: Wie generieren Sie für die Masterprogramme neue Seminarinhalte?
Frank Ziegele: Ich generiere neue Seminarinhalte aus meinen vielfältigen Erfahrungen, die ich im Hauptjob beim CHE sammle, aber auch aus den neuesten Ergebnissen der angewandten Forschung zum Hochschul- und Wissenschaftsmanagement und nicht zuletzt aus den Beiträgen der Studierenden im Rahmen der Veranstaltungen. Denn gerade in dem MBA-Programm, in dem ich hauptsächlich lehre, sind die Studierenden erfahrene Wissenschaftsmanager und ‑managerinnen.
WiHo-Redaktion: Wie kam es, dass Sie als Wirtschaftswissenschaftler sich mit Wissenschafts- und Hochschulforschung beschäftigt haben?
Frank Ziegele: Als ich meine Promotion am Lehrstuhl für Finanzwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum begann, gab es in Bochum einen der ersten deutschen Modellversuche zu Finanzautonomie und Globalhaushalt. Das fand ich so spannend, dass es zum Gegenstand meiner Promotion wurde – zu einem Zeitpunkt, als es in Deutschland so gut wie keine Ökonomie-Dissertationen in der Hochschulforschung gab. Danach hat mich das Feld nicht mehr losgelassen.
WiHo-Redaktion: Wenn Sie die WiHo-Forschung in Deutschland heute betrachten: Worin ist sie gut? Was fehlt ihr noch?
Frank Ziegele: In den jeweiligen Fachdisziplinen ist die deutsche Forschung gut, aber es gibt zwei Defizite: Erstens gelingt es noch nicht wirklich, vor allem die Erkenntnisse aus der sozialwissenschaftlichen und der ökonomisch-betriebswirtschaftlichen Forschung so zusammenzufügen, dass aus der Interdisziplinarität weiterführende Erkenntnis entsteht. Zweitens trauen sich zu wenig Hochschul- und Wissenschaftsforscherinnen und -forscher, aus ihren Ergebnissen praktische Handlungsempfehlungen zu generieren.
WiHo-Redaktion: Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Themen der kommenden Jahre in der WiHo-Forschung?
Frank Ziegele: Eine Vielzahl an Themen scheinen mir in der kommenden Zeit relevant zu sein, insbesondere evidenzbasierte Hochschulsteuerung, die Öffnung der Hochschulen für neue Zielgruppen (Stichwort: Hochschulstudium wird zum Normalfall), Digitalisierung und Hochschuldidaktik, Karrierewege für den wissenschaftlichen Nachwuchs an Fachhochschulen und Universitäten, Karrierewege im Wissenschaftsmanagement, Third Mission von Hochschulen, horizontale und vertikale Differenzierung von Hochschulsystemen.