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Hochschulen bereiten die Welt für die Zukunft vor

Prof. Dr. Isabell Welpe leitet seit 2014 das Bayerische Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF) in München. Das Institut unterstützt die Hochschulpolitik und die Hochschulen Bayerns dabei, Forschung und Lehre für eine zukunftsfähige Gesellschaft und Wirtschaft auszubauen. Als Strategie- und Organisationsforscherin findet Isabell Welpe es wichtig, „Hochschulen, die ja die Quelle von Innovationen sind, als Organisationen zu erforschen und mitzugestalten.“

WiHo-Redaktion: Was hat Sie besonders daran gereizt, die Leitung dieses Instituts zu übernehmen?
Isabell Welpe: Es hat mich gereizt, die aktuellen Entwicklungen in der deutschen Hochschullandschaft, die durch Internationalisierung und den Wunsch nach Transparenz und Qualitätssicherung getrieben sind, zu begleiten. Außerdem finde ich auch die Frage interessant, wie wir die wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung und die Steuerung und Führung von Forschungseinrichtungen mit Modellen und Ergebnissen der aktuellen Managementforschung unterstützen können.

WiHo-Redaktion: Welche Aktivitäten Ihres Instituts wurden in den letzten Jahren in der wissenschaftlichen Community bzw. in der Öffentlichkeit besonders wahrgenommen?
Isabell Welpe: Besonders wahrgenommen wurde das Bayerische Absolventenpanel, eine regelmäßige Befragung der Absolventen aller bayerischen Universitäten und staatlichen Fachhochschulen, sowie die Arbeiten der IHF zur regional-ökonomischen Wirkung von Hochschulstandorten. Außerdem wurde das Projekt ProfQuest diskutiert, eine bayernweite Professorenbefragung zur Erfassung der Forschungs- und Lehrbedingungen an den Hochschulen Bayerns. Zudem erzeugte das Forschungsprojekt HD-MINT Aufmerksamkeit: Es untersucht die didaktische Professionalisierung der Lehre sowie die Verbesserung und nachhaltige Sicherung der Lernerfolge bei den Studierenden durch verbesserte Betreuung.

WiHo-Redaktion: Wie soll das Profil Ihrer Einrichtung in 10 Jahren aussehen bzw. welche Herausforderungen sehen Sie für das Institut in den nächsten Jahren?
Isabell Welpe: Eine Reihe aktueller Entwicklungen beeinflussen unser Profil und auch die Herausforderungen der nächsten Jahre: Zum einen die Digitalisierung, die nicht nur unsere Wirtschaft erfasst, sondern auch die Hochschulen und Wissenschaft verändern wird. Wir werden untersuchen, welche neuen Hochschultypen entstehen und wie die Hochschulen durch ihre Bildungs-, Lehr- und Forschungsinhalte zur Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft beitragen können und müssen. Außerdem die Internationalisierung der wissenschaftlichen Landschaft, die uns genauso betrifft wie die Hochschulen, daher werden wir den Dialog mit der internationalen Community weiter ausbauen z.B. durch verschiedene Kooperationsprojekte und der Präsenz auf internationalen Konferenzen. Zentrale Herausforderungen sind darüber hinaus die wachsende Heterogenität der Studierenden und deren Folgen für die Hochschul(aus)bildung, die Folgen der demographischen Entwicklung für die Hochschulen und der Anspruch, zukünftig lebenslang und digital zu lernen.

WiHo-Redaktion: Zum Status Quo der WiHo-Forschung in Deutschland: Worin ist sie gut? Was fehlt ihr noch?
Isabell Welpe: Da die Bedeutung von Forschung und akademischer Lehre für die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft durch technologische Innovationen, Wirtschaftswachstum und Beschäftigung beständig zunimmt, stellt das auch erhöhte Ansprüche an die Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Sie ist aufgerufen, auf der Grundlage empirischer Daten eine evidenzbasierte Wissensgrundlage und belastbare Modelle zu entwickeln, welche es den Akteuren ermöglichen, auf dieser Grundlage ihre Entscheidungen - z.B. für wissenschaftspolitische Reformvorhaben - zu treffen. Dafür ist es notwendig, dass die Wissenschafts- und Hochschulforschung die Qualität ihrer Theorien, Methoden und Daten weiter verbessert, um Anschluss an die internationale Forschungsentwicklung zu finden. Was der WiHo-Forschung außerdem bislang noch fehlt, ist eine stärkere und konsequentere Anbindung an internationale Fachdiskurse – sowohl inhaltlich als auch methodisch.

WiHo-Redaktion: Gegenwärtig ist ein starker Trend zur Aufnahme eines Studiums zu verzeichnen. Auch die Anzahl der Studiengänge ist in den letzten Jahren rasant gestiegen.  Können Sie diese Entwicklung als Wissenschafts- und Hochschulforscherin erklären?
Isabell Welpe: Der Trend zur Aufnahme eines Studiums ist ja politisch gewollt und insofern sicher auch ein Ergebnis davon. Möglicherweise reflektiert dieser Trend auch die Antizipation, dass bestimmte Ausbildungsberufe durch fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung wegfallen werden. Die steigende Anzahl der Studiengänge kann man zum einen im Kontext eines allgemeinen Trends zu mehr Individualisierung sehen - die Hochschulen kommen damit Bedarfen entgegen, die aus einer zunehmenden Heterogenität der Bildungsverläufe und -hintergründe sowie neuen Qualifikationsbedarfen resultieren. Zum anderen kann ein spezialisierter Studiengang auch der Profilierung einer Hochschule oder eines Fachbereichs dienen – gerade für Hochschulen in strukturschwachen Regionen ist das eine Möglichkeit, hochqualifizierte und motivierte Studierende und Mitarbeitende zu gewinnen.

Bayerische Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF)