Das in vier Teilprojekte gegliederte Gesamtvorhaben untersucht im Rahmen einer vergleichenden Fall- und Feldanalyse die Berufung von Professor*innen an privaten und staatlichen Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW). Der Fokus liegt auf der strategischen Personalplanung, der operativen Personalauswahl und den professoralen Personalstrukturen der HAW. Im Hinblick auf die Personalplanung wird untersucht, nach welchen Gesichtspunkten das Stellentableau für Professuren sowie die Ausgestaltung einzelner professoraler Stellen von den Hochschulen ausgerichtet werden. Bezüglich der operativen Personalauswahl werden die formalen Vorgaben, die prozeduralen Elemente des Entscheidungsprozesses, die Akteurkonstellationen und die Selektionskriterien bei Berufungen analysiert. Der Vergleich der professoralen Personalstrukturen der privaten und staatlichen HAW erfolgt nach Merkmalen wie Anzahl, fachliche Ausrichtung, Wertigkeit oder geschlechterbezogene Besetzung der Stellen. Insgesamt zielt das Gesamtvorhaben darauf ab, die bislang kaum erforschten Besonderheiten des Berufungsgeschehens an privaten HAW vergleichend herauszuarbeiten.

Das Teilprojekt „Berufungsverfahren als Verhandlungskonstellationen und Bewertungsordnungen“ behandelt die Entscheidungs- und Bewertungslogiken im Berufungsgeschehen. So werden Berufungsverfahren erstens im Hinblick auf formale Rahmenbedingungen, beteiligte Akteure und deren Einflusspotenziale analysiert. Zweitens werden sie als Bewertungsordnungen begriffen und untersucht, die Bewertungsgegenstände, -instanzen und -standards in spezifischer Weise miteinander koppeln.

Ein weiteres, in dieses Teilprojekt eingebettetes methodisches Teilvorhaben („Künstliche Intelligenz für Dokument- und Webseitenauswertungen und Technologietransfer“) entwickelt und erprobt anhand von textuellen Projektdaten verschiedene Techniken des maschinellen Lernens und stellt die Ergebnisse anderen Forschenden zur Verfügung.

Im Teilprojekt „BeProf_Innen; Geschlecht in Berufungsverfahren“ werden Verfahren daraufhin untersucht, ob Abläufe, Strukturen und Vorgehensweisen eine Diskriminierung einzelner Geschlechter begünstigen oder erlauben. Damit sollen auch Erkenntnisse darüber gesammelt werden, welche strukturellen und kulturellen Maßnahmen geeignet sind, um Berufungsverfahren gendersensibel zu gestalten und ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis auf der Ebene der Professuren zu erzielen. Dabei werden verschiedene Analysen vorgenommen: Es wird u.a. untersucht, ob Bewertungskriterien zu systematischen Unterschieden zwischen Geschlechtern führen und, ob sich zwischen bestimmten Stufen in Berufungsverfahren (Bewerbung, Einladung zum Gespräch, Listenplatz, Berufung) Geschlechterunterschiede verschärfen.

Das Teilprojekt „Funktion und Bedeutung der Berufung von Professor*innen für die strategischen Hochschulentwicklung an privaten und staatlichen Hochschulen für angewandte Wissenschaften (StratHSE)“ greift die Rolle des Berufungsgeschehens für die strategische Positionierung und Weiterentwicklung der HAW auf. Dabei wird untersucht, wie Personalplanung, Personalauswahl und professorale Personalstrukturen für die Ausprägung profilbildender strategischer Handlungsfelder der Hochschulentwicklung (Fächer- und Forschungsschwerpunkte, Internationalisierung, Third Mission, Weiterbildung, Duales Studium, Fern-/Online-Studium u.a.) genutzt werden. Außerdem werden mit Blick auf die Nutzung des Berufungsgeschehens für die strategische Hochschulentwicklung mögliche Unterschiede in der Herangehenswese von privaten und staatlichen HAW analysiert.

Zuwendungsempfänger

Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung GmbH; IU Internationale Hochschule GmbH; Europäische Fernhochschule Hamburg GmbH
Verbundleitung: Prof. Dr. Bernd Kleimann

FKZ: 16NISTA05A; 16NISTA05B; 16NISTA05C
Betrag: 654.884,19 EUR
Laufzeit: 01.06.2023 - 31.05.2026