PROWISS
Produktive Bearbeitung von „Misserfolg“ in der Wissenschaft. Wie kann wissenschaftliche Qualität im Umgang mit Scheitern und negativen Ergebnissen sichergestellt werden?
Leibniz Universität Hannover
Forschung ist auf Erfolg ausgerichtet. Sie gilt als erfolgreich, wenn anvisierte Experimente, Erhebungen oder Interpretationen gelingen, Forschungshypothesen bestätigt oder Forschungsfelder durch neues Wissen vorangebracht werden. Dazu gehören die Erwartungen, dass in der Regel nur "erfolgreiche" Forschung gut publiziert werden kann, sich in wissenschaftliche Reputation übersetzen lässt und wissenschaftliche Karrierechancen eröffnet. "Misserfolg" in der Forschung ist hingegen nicht einfach fehlender Erfolg oder Ausdruck einer ungenügenden wissenschaftlichen Praxis. Abgesehen von negativen Ergebnissen, die vorab formulierten Forschungshypothesen oder -annahmen nicht bestätigen, meint Misserfolg in der Regel unerwartete Ergebnisse, die trotz wissenschaftlich korrekter und sorgfältig durchgeführter Verfahren vorliegen. Während die Wichtigkeit von negativen und unerwarteten Ergebnissen in der Forschung anerkannt ist und dies forschungspolitisch bereits in Forschungszeitschriften und Repositorien für negative Resultate mündete, wissen wir bisher nur wenig über die forschungspraktische Verarbeitung von "Misserfolgen" durch die Forschenden und an welchen Kriterien guter wissenschaftlicher Praxis sie sich orientieren. Das Forschungsvorhaben untersucht dazu, wie Forschende in der Praxis damit umgehen, dass ausgearbeitete Annahmen zu verwerfen oder Deutungsansätze nicht tragfähig sind. Welche forschungspraktischen Bearbeitungsweisen lassen sich unterscheiden? Wie werden diese gerechtfertigt? Was gilt als legitime Praxis? Im Mittelpunkt stehen somit weniger wissenschaftliches Fehlverhalten und fragwürdige wissenschaftliche Praktiken, sondern wo die Beforschten die Grenze guter wissenschaftliche Praxis ziehen und an welchen Regeln sie sich orientieren. Die letzten Fragen zielen darauf, die als (il-)legitim erachteten Kriterien für die Bearbeitungsweisen von "Misserfolgen" innerhalb der Wissenschaft zu identifizieren.
Schlagworte: Misserfolg, Scheitern, Bearbeitungsweisen
Zuwendungsempfänger
Leibniz Universität Hannover
Projektleitung: Prof. Dr. Eva Barlösius
FKZ: 16PH20004
Betrag: 337.753,20 €
Laufzeit: 01.10.2020 – 29.02.2024