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Die Projekte des ersten Förderaufrufs stellen sich vor

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"Forschungsdesiderate und thematische sowie personelle Erweiterung der WiHo", "International ausgerichtete Forschungsprojekte" und "Aktueller wissenschaftspolitischer Informationsbedarf: Anwendung des Kapazitätsrechts" - das waren die Module des ersten Förderaufrufs der Rahmenbekanntmachung, auf die sich Projekte bewerben konnten. Die ausgewählten Projekte stellen sich jetzt vor.

GesundStudiPro: Gesundheit, Krankheit und Behinderung von Studierenden, Studienabbrechern und Promovierenden in Deutschland

In Deutschland besteht ein Informations- und Forschungsdefizit zu Gesundheit, Krankheit und Behinderung von Studierenden und Promovierenden. Gesundheit ist eine Voraussetzung für Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit sowie Studienerfolg. Die Gesundheit von Studierenden hat sich in der Covid-19-Pandemie verschlechtert. In Deutschland fehlt ein Gesundheitsmonitoring. Die Studienlage ist fragmentiert. Eine unausgeschöpfte Datenquelle ist der Mikrozensus. Er stellt die "kleine Volkszählung" und größte Haushaltsbefragung für Deutschland dar. Seit kurzem integriert der Mikrozensus die europäische Gemeinschaftsstatistik EU-SILC mit Gesundheitsfragen. Das Ziel des Forschungsvorhabens ist es, durch Sekundäranalysen des Mikrozensus 2021 und 2022 neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Als Alleinstellungsmerkmal ermöglicht der Mikrozensus die Analyse von Gesundheitsunterschieden zwischen erstens, Studierenden und gleichaltrigen Nicht-Studierenden. Von großem fachlichem Interesse ist zweitens die Gesundheit von Studienabbrechern, die Aufschluss über die Zusammenhänge mit Studienerfolg und -abbruch gibt. Daneben besteht 3. ein Forschungsdefizit zur Gesundheit von Promovierenden. Die Vergleichsanalysen zielen darauf ab, a) Gesundheitszustände, b) Behinderungen, c) Krankheiten, d) Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung, e) Gesundheitsausgaben und f) Gesundheitsverhalten unter Berücksichtigung der demografischen Merkmale und sozioökonomischen Charakteristika zu explorieren. Der sozioökonomische Hintergrund der Studierenden wird untersucht (z.B. BAfög). Die Sekundäranalysen werden mittels deskriptiver Statistik, Korrelationsanalytik und multivariaten Regressionsanalysen durchgeführt. Dabei werden nicht nur Korrelate, sondern bevölkerungsrepräsentative Prävalenzraten und (Schwer-)Behindertenquoten generiert. Disparitäten weisen auf Präventionspotenzial hin. Über den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn hinaus werden Implikationen für Hochschulen, Praxis und Politik abgeleitet.    

Verbund-/Projektleitung: Prof. Dr. Alfons Hollederer, Universität Kassel.

ILLUME: Potenziale komplementärer Forschungspraxen im Hochschulsystem: Beiträge und Strukturen künstlerischer Forschung und deren Integration an Kunst- und Musikhochschulen

Angesichts welt-/gesellschaftlicher Polykrisen (Edgar Morin) und der damit verbundenen Herausforderung umfassender gesellschaftlicher Transformation richtet sich die sozialwissenschaftliche Aufmerksamkeit international seit gut einem Jahrzehnt verstärkt auf die zukunftsweisenden Potenziale künstlerischer Praktiken und Formen, komplementär zu den bislang dominanten Modi wissenschaftlicher Wissensproduktion. Die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zum Ausbau und zur Förderung Künstlerischer Forschung (KüFo) an Kunst- und Musikhochschulen (KMHS) in Deutschland lassen sich hier direkt anschließen - ebenso wie die institutionellen und programmatischen Suchbewegungen auf Seiten. Jedoch ist es noch weitgehend ungeklärt, wie Strukturveränderungen an den deutschen KMHS (derzeit v.a. Infrastruktur, Qualitätsstandards, Abschlussgrade) geeignet entworfen, umgesetzt und hochschulpolitisch flankiert werden können. Das Verbundvorhaben ILLUME zielt daher darauf, geeignete Strategien und Maßnahmen der notwendigen strukturellen Transformation empirisch zu identifizieren und über die typologische Erfassung von Ausgangslagen, Problemen und inter-/nationalen Gestaltungsoptionen evidenzbasiert Handlungsorientierung für relevante Akteure an den KMHS und in der Politik zu bieten. Für die deutsche Wissenschafts- und Hochschulforschung (WiHo) wird mit dem Vorhaben nicht nur ein bislang erst marginal untersuchtes Forschungsfeld erschlossen. Aufgrund der angedeuteten Potenziale der KüFo werden zudem die dem Gebiet inhärenten theoretisch und methodologisch innovativen Impulse systematisiert und für die WiHo anschlussfähig gemacht.

Dr. Britta Beh, Institut für Hochschulforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg e.V. / Prof. Dr. Daniela Schlütz, Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF K.d.ö.R. Hochschule, Universität (HS)

PSE-FAK: Personalstrukturentwicklung an Universitäten. Die Fakultät als Akteur

Seit einigen Jahren wird verstärkt die Erwartung an Universitäten gerichtet, dauerhafte Karriere- und Beschäftigungsperspektiven jenseits der Professur zu schaffen. Kaum untersucht wurde bislang, was die Universitäten tun, um solche Erwartungen zu erfüllen. Eine explorative Studie zu Konzepten für den dauerhaften Verbleib von Personal an Universitäten – sogenannten Dauerstellenkonzepten – hat gezeigt, dass es die Fakultäten sind, die eine strategische Personalplanung und zukunftsgerichtete Personalstrukturentwicklung betreiben sollen. Mit den Fakultäten wird damit ein neuer Akteur für die Gestaltung und Entwicklung der universitären Personalstrukturen benannt. Hier setzt PSE-FAK an. Die zentrale Fragestellung ist: Was unternehmen Fakultäten an Universitäten in Deutschland, um eine sowohl am eigenen Bedarf orientierte Personalstruktur als auch hinreichend attraktive Positionen und Wege auf diese zu entwickeln. 
Die Untersuchung erfolgt in einem mehrdimensionalen Design. In der regulativen Dimension werden u.a. Gesetze, politische Programme und Lehrverpflichungsverordnungen erhoben und hinsichtlich ihrer Vorgaben für die Gestaltung der Personalstruktur ausgewertet. In der organisationalen Dimension werden im Rahmen einer Feldanalyse des staatlichen Universitätssektors u.a. Dauerstellen- und Personalentwicklungskonzepte erhoben und ausgewertet. In der Akteurs-Dimension werden problemzentrierte Interviews mit Fakultätsverantwortlichen und Professor:innen zu Personalplanung und Personalstrukturentwicklung geführt. Insgesamt generiert das Projekt Erkenntnisse darüber, wie künftig Personalstrukturen an Universitäten gestaltet werden. Durch sein exploratives Design liefert es erste empirische Befunde über den Stand des angestrebten ‚Kulturwandels‘ im akademischen Karriere- und Beschäftigungssystem und trägt so dazu bei, Problemlagen und Beratungsbedarfe bei der Entwicklung und Umsetzung von Personalstrukturreformen zu identifizieren und Lösungen hierfür anzubieten.

Dr. Roland Bloch, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

ResiGov: Resiliente Hochschulgovernance im Angesicht von Angriffen auf die Wissenschaftsfreiheit. Handlungsoptionen aus einem internationalen Vergleich

Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit - auf Forschung, Lehre sowie wissenschaftlich grundierte Debatten in der Öffentlichkeit - nehmen weltweit zu und erfolgen aus unterschiedlichen Richtungen. Doch wird über die Gefahren und Abwehrmöglichkeiten solcher Angriffe meist ausschließlich auf der allgemeingesellschaftlichen Ebene debattiert. Hochschulen, die häufig von Angriffen (mit )betroffen sind, und ihrem Leitungspersonal fehlen empiriegestützte Handlungsoptionen, die Gegenmaßnahmen oder strategische Vorbereitungen anleiten könnten. ResiGov erarbeitet solche Handlungsoptionen. Dazu stützt sich das Forschungsvorhaben auf eine international ausgerichtete Quellenanalyse sowie Interviews und entwickelt daraus eine bisher fehlende Typologie der verschiedenen Angriffsarten. Aus Interviews mit Betroffenen erstellen wir Dichte Beschreibungen im Sinne Clifford Geertz' zu Angriffen und Gegenmaßnahmen. Aus diesen Beschreibungen werden Handlungsoptionen abgeleitet, die für deutsche Hochschulleitungen zielführend umsetzbar sind. Unterstützt wird das Vorhaben von einem internationalen Expertenbeirat. Dieser fungiert als Critical Friend und ermöglicht zudem eine internationale Verbreitung der Forschungsergebnisse und damit erhöhte Sichtbarkeit der deutschen Hochschulforschung zu diesem wichtigen Thema. Durch ResiGov soll Hochschul(leitungs)personal in die Lage versetzt werden, erfolgreiche Gegenmaßnahmen zu entwickeln und einen strategischen Umgang mit Angriffen zu finden. Das Forschungsvorhaben soll damit zu einer resilienteren Verfassung von Hochschulen im Angesicht kontingenter und absehbar nicht nachlassender Angriffe auf Wissenschaftsfreiheit beitragen.

Dr. Andreas Beer, Institut für Hochschulforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg e.V.

WISO: Wissenschaft und Sorge. Eine intersektional-explorative Studie

Das Verbundprojekt WISO widmet sich mit einem qualitativen Forschungsdesign der Bedeutung von Sorgeverhältnissen, Sorgebeziehungen, Sorgearbeit und Sorgeverantwortung und deren Institutionalisierung an deutschen Hochschulen. Das primäre Vorhabenziel ist es, das Verhältnis von Sorge(verantwortung) und Hochschule unter Berücksichtigung der Differenzkategorien Klasse, Geschlecht, Race und Körper hinsichtlich Care zu bestimmen, die in ihrer Überschneidung zu Mehrfachstigmatisierung und -diskriminierung führen können. Zur Umsetzung dieses Vorhabenziels werden diese Zusammenhänge aus unterschiedlichen Perspektiven untersucht, deren Ergebnisse sodann trianguliert werden, um die Erklärungstiefe und -breite zu erhöhen. In den vier Teilprojekten werden konkret in den Blick genommen: (1) wissenschaftliches Personal, 2) Expert:innen (3) nicht-wissenschaftliches Personal, (4) Dokumente der Hochschulen. Mit der Analyse der Daten, die in den TPs erhoben werden, sollen mit Blick auf eine diversitätsgerechte 'sorgende Hochschule' heterogene Sorgebeziehungen, Sorgebedarfe und Sorgeverantwortungen bzw. Sorgeverantwortungsträger:innen im Bereich der Wissenschaft sichtbar gemacht sowie die Facetten von Sorge aufgezeigt werden. Darüber hinaus gilt es, soziale Ungleichheitslagen im Sorgearrangement zu identifizieren, Dysfunktionalitäten und Leerstellen, ebenso wie Potentiale und Chancen in Form von Good- Practice-Ansätzen aufzuzeigen.

Dr. Hanna Haag, Frankfurt University of Applied Sciences / Prof. Dr. Saphira Shure, Universität Bielefeld / Prof. Dr. Julia Reuter, Universität zu Köln / Prof. Dr. Eva Tolasch, Hochschule Fulda.

PUSH: Pflegende Studierende – unsichtbare Hochschulangehörige

Hochschulen sind mehr als reine Bildungsorte - in Gesellschaften, in denen sich Care Arbeit fundamental verändert, kommt ihnen auch eine Rolle als Sorgetragende zu. Bisher existieren aber nur wenige Studien, die sich mit Studierenden, die Studium und Pflege für eine ältere Person vereinbaren müssen, befassen. Dabei betrifft dies aktuell mindestens 280.000 Personen – eine Zahl, die mit dem demographischen Wandel weiter steigen wird. Das Projektvorhaben PUSH erforscht die Rolle der Hochschulen für Studierende, die während ihres Studiums eine ältere Person pflegen. Es geht dabei der folgenden Frage nach: Wie gestaltet sich die Vereinbarkeit von Studium und Pflege an deutschen Hochschulen, welche Herausforderungen ergeben sich daraus für pflegende Studierende und wie können Hochschulen diese Vereinbarkeit verbessern? Auf Basis des akteurszentrierten Institutionalismus verfolgt das Projektvorhaben ein Mixed-Methods Design. Dabei werden Analysen der Daten der 22. Studierendenbefragung mit vier Fallstudien von Hochschulen, in denen jeweils drei verschiedene Datensorten (eine Dokumentenanalyse, vier Gruppendiskussionen sowie eine quantitative Primärerhebung) erhoben werden, trianguliert. Damit wird die Forschungslücke, wie Hochschulen aktuell auf die zunehmende Zahl pflegender Studierender vorbereitet sind und was sich ändern müsste, um die Vereinbarkeit zu verbessern, für unterschiedliche Organisationen in der deutschen Hochschullandschaft untersucht. Die Projektergebnisse sollen sowohl die wissenschaftliche Gemeinschaft als auch die nichtwissenschaftliche Öffentlichkeit und Praxis erreichen. Sie werden in fünf Fachpublikationen in internationalen Zeitschriften und einem Handbuch veröffentlicht. Neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn wird PUSH auch praktische Implikation erarbeiten, wie Hochschulen gestaltet sein müssen, um die Situation von pflegenden Studierenden zu verbessern.

Prof. Dr. Moritz Heß, Hochschule Niederrhein / Dr. Anna Wanka, Goethe-Universität Frankfurt am Main.

STIPEND: Stipendien: Profile geförderter Studierender und Empirie zu Verteilung und Nutzen im deutschen Hochschulkontext

Während die finanzielle Situation von Studierenden kürzlich viel diskutiert wurde, ist die Studienfinanzierung in der deutschen Hochschulforschung ein bisher wenig untersuchtes Thema. Neben der finanziellen Förderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) stellen Stipendien eine attraktive Möglichkeit zur Sicherung des Lebensunterhalts dar, denn diese Förderung muss nicht zurückgezahlt werden. Die Bedeutung von Stipendien hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Es werden deutlich mehr Studierende gefördert, und es wurden – parallel zu einer Differenzierung der Studierendenschaft und studentischen Lebenslagen – weitere aus staatlichen Mitteln finanzierte Stipendienprogramme eingeführt. So wurden die selektiven Stipendien der Begabtenförderwerke u. a. um das Deutschlandstipendium und das Aufstiegsstipendium ergänzt. Ausgehend von diesen Entwicklungen beschreibt das Projekt STIPEND die Profile geförderter Studierender, analysiert die regionale und hochschulspezifische Verteilung von Stipendien im deutschen Hochschulkontext und untersucht die Wirkung von Stipendien im weiteren Studienverlauf und Übergang in den Arbeitsmarkt. 
In mehreren Teilstudien werden auf Basis von Sekundärdatenanalysen (Studierendenbefragungen und einem eigens erstellten Makrovariablendatensatz) 
1) die Profile geförderter Studierender – insbesondere im Hinblick auf soziodemographische Merkmale – unterschiedlicher Stipendienarten betrachtet; 
2) regionale und hochschulspezifische strukturelle Heterogenität im Angebot von Deutschlandstipendien untersucht, und 
3) der kurz- und langfristige Nutzen von Stipendien, sowie heterogene Effekte nach sozialen Herkunftsgruppen, in den Blick genommen.

Dr. Christina Haas, Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e.V.

FifHO: Forschungsstelle für interdisziplinäre föderale Hochschulrechtsvergleichung

Mit der Forschungsstelle FifHO für interdisziplinäre föderale Hochschulrechtsvergleichung soll eine Forschungsstruktur erprobt werden, deren Funktion es ist, die für die Bundesrepublik maßgeblich prägende föderale Ordnung des Hochschulrechts systematisch vergleichend aufzubereiten und zu analysieren. An der Kompetenzstelle soll dafür erstmals eine kommentierte Synopse aller 16 Hochschulgesetze erstellt werden. Die synoptisch-vergleichende Erläuterung der Landeshochschulgesetze wird zunächst anhand von drei spezifischen Themenzusammenhängen exemplifiziert. Die Synopse hat zum Ziel, das Hochschulrecht in seiner föderalen Vielfalt im Hinblick auf gemeinsame Strukturprinzipien und prägende Unterschiede zu vergleichen. Als interdisziplinär angelegtes Projekt werden Übertragbarkeitspotenziale der Rechtswissenschaft und Übertragungsbedarfe der Wissenschafts- und Hochschulforschung unmittelbar adressiert. Das Projekt adressiert damit eine Forschungslücke, die sowohl die Rechtswissenschaft betrifft als auch die Wissenschafts- und Hochschulforschung wiederkehrend vor besondere Herausforderungen stellt: nämlich die Lücke zwischen einem Bedarf nach hochschulrechtlich-vergleichendem Überblicks- und Detailwissen in beiden disziplinären Feldern und die für die Schließung dieser Lücke mobilisierbaren Wissensressourcen und Kompetenzen. Das Projekt hat insofern quasi-experimentellen Charakter, als es erproben soll, in welcher Weise die bestehenden Bedarfe nach einem interdisziplinären, föderalen Hochschulrechtsvergleich infrastrukturell befriedigt und gegebenenfalls später institutionalisiert werden können. Dafür richtet die Forschungsstelle ergänzend Doktorand:innenkolloquien und eine Tagungsreihe als Foren für das im Projekt adressierte Forschungsfeld aus. In einem über die Wissenschafts- und Hochschulforschung hinausweisenden Zusammenhang trägt das Projekt zudem zum Aufbau eines Forschungsfeldes föderaler Rechtsvergleichung bei.

Prof. Dr. Nikolas Eisentraut, Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung GmbH.

DiHo: Analyse der wahrgenommenen Diskriminierung unter Studierenden an deutschen Hochschulen. Identifikation vulnerabler Studierendengruppen und präventiver Kontextbedingungen an Hochschulen, Untersuchung von Konsequenzen im Studium sowie experimentelle Analyse des Verständnisses von Diskriminierung unter Studierenden

Angesichts zunehmender Heterogenität unter der Studierendenschaft an deutschen Hochschulen untersucht das Projekt das Ausmaß wahrgenommener Diskriminierung unter Studierenden an deutschen Hochschulen. Dabei werden besonders vulnerable Studierendengruppen identifiziert, unter Berücksichtigung von bekannten Risikofaktoren (Migrationshintergrund, soziale Herkunft, Geschlecht). Das Projekt DiHo unterscheidet nach beobachteter und selbst erfahrener Diskriminierung und berücksichtigt verschiedene individuelle Merkmale der Studierenden, wie Persönlichkeitseigenschaften, Herkunftsland oder Geschlechtsidentität. Zudem werden Kontextmerkmale der Studiensituation und zum sozialen Umfeld der Studierenden analysiert und in Zusammenhang mit der wahrgenommenen Diskriminierung gesetzt, um Risiko- und Präventionsfaktoren an Hochschulen zu ermitteln und hochschulspezifische Maßnahmen zu formulieren. Daran anschließend werden Konsequenzen von wahrgenommener Diskriminierung im Studium analysiert, vor allem aus Diskriminierung resultierende psychische Belastungen und Ängste sowie negative Auswirkungen auf den Studienerfolg. Schließlich wird eine eigene Primärerhebung durchgeführt, um das Verständnis von Diskriminierung und deren Mechanismen genauer zu bestimmen. Nach einer Fokusgruppendiskussion mit Studierenden werden paradigmatische Situationen ermittelt, die als diskriminierend wahrgenommen werden können. Daraufhin werden multifaktorielle Surveyexperimente entwickelt, in denen Situationen und Diskriminatoren variiert werden. Dabei werden Studierende zu jeweils zufällig variierten Szenarien befragt. In Interaktion mit Personenmerkmalen und weiteren Aspekten (z.B. Sprache) wird analysiert, welche Situationen Studierende als Diskriminierung wahrnehmen und ob es einen Unterschied macht, von wem die Diskriminierung ausgeht. Über dieses experimentelle Vorgehen sollen Faktoren identifiziert werden, welche die Diskriminierungswahrnehmung beeinflussen.

Dr. Frank Multrus, Universität Konstanz.

TDR4HAW: Transdisziplinäre Forschung an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften - Status Quo und Potenziale eines schlafenden Riesen

Die Forschung an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) ist in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen und eng mit der außerhochschulischen Praxis verbunden. Der praxisorientierte Forschungsansatz der HAW weist Parallelen zur transdisziplinären Forschung (TDR) auf, die auf die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und außerwissenschaftlichen Akteur*innen zur Lösung gesellschaftlicher Probleme abzielt. Allerdings gibt es in Deutschland kaum Untersuchungen zu TDR an HAW und ihrer Einordnung im Forschungssystem – auch allgemein ist Forschung an HAW bisher ein wenig beachtetes Thema in der Wissenschafts- und Hochschulforschung (WiHo-Forschung). 
TDR4HAW zielt darauf ab, diese Forschungslücke empirisch und konzeptionell zu schließen. Durch einen Mixed-Methods-Ansatz werden die Forschungsaktivitäten an HAW quantitativ erfasst und gemäß ihres Forschungsmodus sowie weiterer Aspekte kategorisiert. Die Bedarfe der Stakeholder bezüglich Unterstützungsstrukturen und Professionalisierung von TDR an HAW werden durch Fallstudien identifiziert, von WiHo-Expert*innen und Stakeholdern validiert und auf breitere Anwendungskontexte übertragen. Mit der Perspektive auf Forschung an HAW erschließt TDR4HAW eine wenig berücksichtigte Zielgruppe und, mit dem besonderen Fokus auf TDR, ein bislang unbeachtetes Forschungsfeld. Damit leistet das Projekt einen Beitrag zur Perspektivenerweiterung der Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Zudem zielt es auf die Erarbeitung konkreter Konzepte zur Profilierung und Weiterentwicklung von Forschung an HAW. 

Prof. Dr. Antje Michel, Fachhochschule Potsdam / Prof. Dr. Benjamin Nölting, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde / Saskia Ulrich, CHE Gemeinnütziges Centrum für Hochschulentwicklung GmbH.

EmELHE: An Emerging European Labor Market in Higher Education?

Übergeordnetes Ziel des Vorhabens EmELHE ist es, zu einem besseren Verständnis der Verflechtungsdynamik nationaler akademischer Arbeitsmärkte in Europa beizutragen, indem die grenzüberschreitende Mobilität promovierter Forschender und internationale Berufungen auf Professuren analysiert werden. Das Vorhaben wird von der Vermutung geleitet, dass neben nationalen institutionellen Eigenheiten auch disziplinäre und organisationale Faktoren die internationale Mobilität – und damit den Grad der Integration nationaler akademischer Arbeitsmärkte – prägen. Dieser Vermutung wird mittels quantitativ-empirischer Untersuchungsdesigns nachgegangen. Gemeinsam mit europäischen Netzwerkpartner:innen soll eine länderübergreifend harmonisierte Datenbasis zu abgeschlossenen Promotionen, wissenschaftlichen Publikationen und Berufungen geschaffen werden. Wichtige Teile dieser Datenbasis werden innerhalb des geplanten Vorhabens aufgebaut; hinzu kommen komplementäre Aktivitäten der Netzwerk:partnerinnen. 

Prof. Dr. Guido Bünstorf, Universität Kassel.

Rex-WiHO: Rechtsextremismus in Wissenschaft und an Hochschulen begegnen. Umgangsweisen in der Hochschulentwicklung und der Hochschulbildung in pädagogischen Studiengängen

An deutschen Hochschulen sind in den letzten Jahren rechtsextreme Tendenzen zu beobachten. Rechtsextreme Akteure sind gezielt an Hochschulen aktiv, studieren pädagogische Berufe und beanspruchen Wissenschaftlichkeit für sich.  Vor diesem Hintergrund besteht Forschungs- und Handlungsbedarf auf den Ebenen der Hochschulentwicklung, der Hochschulbildung und der Hochschulvernetzung.
Hochschulen stehen als demokratische
Organisationen vor den Aufgaben, die Freiheit von Wissenschaft zu ermöglichen, einen Beitrag zur Wehrhaftigkeit der Demokratie zu leisten und die Entwicklung einer demokratischen Gesellschaft zu fördern.
Diese Bedarfe stehen im Zentrum des Projekts REX-WiHo, das den Umgang von Hochschulen mit rechtsextremen Tendenzen erforscht, Handlungsmöglichkeiten systematisiert und Handlungsempfehlungen formuliert. Folgende Fragestellungen werden im Rahmen des Projekts
verfolgt: 1. Wie gehen Hochschulen mit rechtsextremen Vorfällen um und welche Good-Practice-Beispiele lassen sich hieraus ableiten? 2.
Wie agieren Hochschulen im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlichen Normen (Werturteilsfreiheit, Wissenschaftsfreiheit) und politischen Aufgaben (Antidiskriminierung, Diversity, Gleichstellung) und wie leisten sie einen Beitrag zur Demokratieförderung, Extremismusprävention und zur wehrhaften Demokratie? 3. Welche Herausforderungen u.a. im Bereich des Geschichtsrevisionismus, des Antisemitismus und des Antifeminismus entstehen, wenn rechtsextreme Akteure und Akteurinnen in pädagogischen Studiengängen aktiv werden? 4.
Wie werden die beiden Spannungsfelder wie erstens jenes zwischen dem Recht auf Bildung einerseits und der Antidiskriminierung andererseits oder zweitens jenes zwischen den Ungleichheitsideologien des Rechtsextremismus und dem Ethos pädagogischer Berufe verhandelt?

Prof. Dr. Christina Brüning, Philipps-Universität Marburg / Dr. Christoph Haker-Liedtke, Universität Paderborn.

KIWi: Generative KI in der Wissenschaft. Wie verändert sich wissenschaftliche Praxis?

Das Vorhaben KIWi untersucht die Auswirkungen generativer KI-Tools auf die wissenschaftliche Praxis. Das Projekt zielt darauf ab, auf der Handlungsebene der Wissenschaftler:innen und der Organisationen des Wissenschaftssystems danach zu fragen, wie genKI in die wissenschaftliche Praxis der Disziplinen Informatik, Biomedizin, Soziologie und Geschichtswissenschaft integriert wird und welche Bedarfe, Möglichkeiten, aber auch Konsequenzen für die wissenschaftliche Erkenntnisproduktion hieraus entstehen. Das Projekt fokussiert erstens auf die Veränderungen in der praktischen Durchführung des Forschungsprozesses, insbesondere auf die dafür notwendigen Fähigkeiten, das Verständnis von Kreativität und den Umgang mit Authentizität. Zweitens fragt es danach, wie der Einsatz von genKI in den Wissenschaftsorganisationen, bei Drittmittelgebern und Publikationsorganen sowie durch die Hersteller von genKI-Tools ermöglicht, aber auch reguliert wird. Durch eine quantitative Befragung und darauf aufbauenden qualitativen Interviews in Form von Prozessnarrationen soll empirisch fundiert werden, wie sich jenseits von Diskursen der Nutzungserwartung die tatsächliche Nutzung in der wissenschaftlichen Praxis darstellt und welche Möglichkeiten, aber auch welche organisationalen und regulativen Bedarfe hieraus entstehen. KIWi berücksichtigt dabei theoretische Perspektiven aus der Technikforschung, den Information Systems Studies sowie der Digitalisierungs- und Organisationsforschung, indem es einen Fokus auf die Wechselwirkung zwischen sozialen Praktiken und Technologie legt.

Dr. Anne Krüger, Weizenbaum-Institut e.V.

DigiHochX: Kulturelle Konflikte der digitalen Transformation in Schnittstellenprozessen an Hochschulen

Ziel des Vorhabens DigiHochX ist die organisationskulturelle Erforschung von Konflikten im Zuge der Digitalisierung von Schnittstellenprozessen zwischen Verwaltung, Forschung und Lehre in Hochschulen. Das Vorhaben setzt an den aktuellen Bestrebungen von Hochschulen an, arbeitsbereichsbezogene Insellösungen im Bereich der Digitalisierung zu minimieren und eine strategische Planung und Umsetzung der Digitalisierung auf Ebene der Gesamtorganisation voranzutreiben. Da Hochschulen einen besonderen Organisationstyp darstellen, in dem unterschiedliche bereichsspezifische Organisationskulturen aufeinandertreffen, gestaltet sich die Digitalisierung oftmals konflikthaft. Welche kulturellen Konflikttypiken in digitalisierten Schnittstellenprozessen auftreten und welche besonderen Bedarfe dabei für die Modellierung im Prozessmanagement entstehen, ist bislang in der Hochschulforschung nur randständig thematisiert. Mittels einer organisationstechnografischen Analyse werden an Hochschulen Typiken von organisationskulturellen Konflikten an digitalisierten Schnittstellenprozessen analysiert. Die Ergebnisse werden aus Sicht der Prozessmodellierung theoretisiert und Lösungsansätze eines integrativen Prozessmanagements zur Bearbeitung von konflikthaften digitalisierten Schnittstellenprozessen in Hochschulen entwickelt. Die Erkenntnisse werden schließlich generalisiert und in eine allgemeine Forschungsagenda zur weiteren Erforschung der kulturseitigen Digitalisierung von Hochschulen übersetzt sowie ein Beratungsansatz zur Unterstützung eines kultursensiblen Prozessmanagements von digitalisierten Schnittstellenprozessen an Hochschulen weiterentwickelt. Das Vorhaben entwirft durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Organisationspädagogik und Wirtschaftsinformatik eine bisher nicht im Fokus stehende Forschungsperspektive auf das Hochschulsystem und erschließt diese für die WiHo-Forschung. 

Prof. Dr. Inga Truschkat, Freie Universität Berlin / Prof. Dr. Ralf Knackstedt, Stiftung Universität Hildesheim.

GendAReview: Systematic Reviews – Blicke der Geschlechterforschung auf Wissenschaft und Hochschulen

Das Forschungsvorhaben GendAReview geht der Frage nach, in welcher Weise neueste Perspektiven, Theoriemodelle und Erkenntnisse aus der internationalen, machtkritischen Geschlechterforschung in der Wissenschafts- und Hochschulforschung aufgegriffen und für eine vertiefte Auseinandersetzung mit etablierten Ansätzen, Theorien und Methoden nutzbar gemacht werden können. Das Vorhaben verfolgt das Gesamtziel, die Lücken inhaltlicher und methodischer Debatten und Expertise zu Geschlechtertheorien, wie beispielsweise der Intersektionalitätstheorie, feministischer Standpunkt-Theorie oder Queer-Theorie, in zukünftigen Untersuchungen der Wissenschafts- und Hochschulforschung zu schließen. GendAReview entwickelt darum eine Evidenzbasis zur Bewertung der Frage, inwieweit neueste Theorien und Erkenntnisse aus der internationalen Geschlechterforschung in der deutschen Wissenschafts- und Hochschulforschung aufgegriffen werden können, insbesondere für drei ausgewählte Themenfelder: Hochschulsteuerung, Arbeitsbedingungen und Wissensproduktion. Die Ziele des Projekts unterstützen eine theoriegeleitete Selbstreflexion als auch die Identifizierung von weiteren Theoriepotenzialen der Wissenschafts- und Hochschulforschung.

Dr. Anke Lipinsky, GESIS Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften e.V.

GesA-Stud: Gesund und erfolgreich studieren

Mentale Gesundheit ist ein relevantes Thema in Hochschulen: Der Anteil psychisch belasteter oder gar psychisch erkrankter Studierender steigt in den letzten Jahren kontinuierlich, sodass insgesamt eine negative Entwicklung der mentalen Gesundheit in der Studierendenschaft zu beobachten ist. Eine mögliche Erklärung für diese Entwicklung ist anhaltender nicht bewältigter Stress, welcher mit einer negativen Entwicklung der mentalen Gesundheit und des Schlafs zusammenhängt. Infolge dessen ist oft der Studienerfolg gefährdet, da eine solche Entwicklung mit einem erhöhten Risiko des Studienabbruchs einhergeht. Bereits bestehende Unterstützungsangebote greifen erst wenn Symptome einer psychischen Erkrankung bestehen und der Studienabbruch droht. Zusätzlich verschärfen lange Wartezeiten auf entsprechende Angebote die Situation. Wirksame Präventionsmaßnahmen, die Studierende befähigen ihre Studienzeit gesundheitsförderlich und erfolgreich zu gestalten, fehlen. Eine Erklärung zur Entstehung von Stress und einer negativen Entwicklung der mentalen Gesundheit, bspw. Burnout, ist in den Anforderungen und Ressourcen Studierender zu finden: Ressourcen unterstützen Studierende dabei, den Anforderungen ihres Studiums und ihres Lebens gerecht zu werden, während Anforderungen die Entwicklung von Stress und Burnout begünstigen. An dieser Stelle setzt das Vorhaben Gesund und erfolgreich studieren (GesA-Stud) mit der Entwicklung und Evaluation niedrigschwelliger stigmatisierungsfreier Interventionen an.

Prof. Dr. Simone Kauffeld, Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig.

GROBI: Graphische Observatorien für bibliometrische Analyse

Im Vorhaben GROBI wird eine Referenzimplementierung für bibliometrische Observatorien erforscht und erarbeitet. Das Ziel ist die Entwicklung von nachnutzbaren Infrastrukturen für das bibliometrische Monitoring. Dazu werden Open-Source-Workflows aufgebaut und für verschiedene Anwendungsszenarien aufbereitet mit beispielhaften Observatorien. Der Fokus liegt dabei darauf, bibliometrische Analysen und Visualisierungen für eine breite Zielgruppe verfügbar zu machen. Hierzu werden Methoden der Visual Analytics und der Bibliotheks- und Informationswissenschaften kombiniert. Dabei trägt das L3S seine Expertise im Bereich Visual Analytics und der effizienten Umsetzung algorithmischer Lösungen bei, das Team der TIB verfügt über die notwendige Erfahrung in den Bereichen Bibliometrie und Informationswissenschaft. Im Teilprojekt des L3S erfolgt die Erforschung und Umsetzung der GROBI-Plattform, die sowohl die Durchführung von bibliometrischen Analysen als auch die kontinuierlicher Untersuchungen in Observatorien ermöglicht. Es werden zunächst verfügbare offene bibliometrische Datenquellen erfasst und deren Inhalte bezüglich Qualität und Komplettheit analysiert. Es werden Implementierungen für bibliometrische Verfahren geschaffen, die auf diesen offenen Datenquellen beruhen. Zudem wird eine graphische Benutzeroberfläche mit interaktiven Visualisierungsmöglichkeiten geschaffen, mittels derer die Funktionalitäten kombiniert und Ergebnisse exportiert werden können. Damit erlaubt die GROBI-Plattform Wissenschaftler:innen, selbständig bibliometrische Analysen auf Basis von offenen Datenquellen durchzuführen, sowie die Ergebnisse geeignet zu visualisieren und zu interpretieren. Es werden zudem Referenzimplementierungen für zuverlässige und auf offenen Forschungsinformationen beruhende bibliometrische Verfahren geschaffen und flexible Workflows für die Erstellung statischer und interaktiver Visualisierungen bereitgestellt.

Dr. Anett Hoppe, Leibniz Universität Hannover, Forschungszentrum / Christian Hauschke, Technische Informationsbibliothek (TIB).

SLWatHAW: Strategische Ausrichtung von Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Studium, Lehre und Weiterbildung – Entwicklungen und Governanceansätze im internationalen Vergleich (SLW@HAW)

Mit dem Vorhaben SLW@HAW wird im Rahmen einer internationalen Vergleichsstudie die strategische Ausrichtung von Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) im Kontext von Studium, Lehre und Weiterbildung in den Blick genommen, wobei insbesondere die Entwicklungen und Governanceansätze der Hochschulen betrachtet werden. Theoretische Anknüpfungspunkte für die Analyse der einzelnen Hochschulen als auch einen vergleichenden Ansatz bildet der Neo-Institutionalismus sowie das Diffusionsmodell nach Stockmann. Konkret wird mit dem Vorhaben folgenden forschungsleitenden Fragen nachgegangen: 
(1) Welche Strategien entwickeln HAW im Kontext von Studium, Lehre und Weiterbildung vor dem Hintergrund der aktuellen demografischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen? 
(2) Welche Gover-nanceansätze sind damit verbunden? 
(3) Welche Auswirkungen haben Strategien und Governanceansätze auf Einrichtungen und Angebote der hochschulischen Weiterbildung? 
Neben den HAW in Deutschland werden hierfür in einem Mixed-Methods-Ansatz (Dokumentenanalyse, Expert:inneninterviews und qualitative Befragung) vergleichbare Hochschultypen in den Niederlanden und in Schweden in den Blick genommen. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, insbesondere mit Blick auf die HAW in Deutschland (1) die strategischen Entwicklungslinien zu erfassen und (2) aus dem komparativen Ansatz Impulse für Weiterentwicklungen der HAW im Generellen und der Bedeutung der hochschulischen Weiterbildung im Speziellen zu generieren.

Prof. Dr. Annika Maschwitz, Hochschule Bremen.

BaRKa: Das Bandbreitenmodell im Rahmen des Kapazitätsrechts: Grundlagen und Anwendungsszenarien

Seit seiner Einführung vor gut 50 Jahren ist das Kapazitätsrecht einerseits ein verlässliches Planungs- und Steuerungsinstrument mit Blick auf die Ausstattung von Studiengängen und die Allokation von Ressourcen. Andererseits gibt es eine anhaltende Kritik am hohen Aufwand der Berechnungen und zugrunde liegenden Eingangsgrößen. Ein weiteres Argument lautet, das Kapazitätsrecht erschwere die Profilierung der Hochschulen und ihre Studienqualitätsentwicklung. Bandbreitenmodelle sollen hier die Flexibilität erhöhen und werden bereits in vielen Bundesländern praktiziert - allerdings in höchst unterschiedlicher Weise. Trotz der zentralen Bedeutung für die Hochschulzulassung sind die Modelle bis heute nahezu unerforscht. Ausstehend ist eine ländervergleichende Betrachtung der jeweils spezifischen Ausgestaltung, der hochschulseitigen Anwendung sowie der organisationalen und finanziellen Wirkungen. Das hier skizzierte Forschungsprojekt BaRKa will zur Schließung dieser Forschungslücke beitragen. Hierzu wird es einen Überblick über die gesetzliche und untergesetzliche Ausgestaltung der Bandbreitenmodelle in den Ländern erstellen, die praktische Umsetzung der Modelle auf Länder- und Hochschulebene erforschen, Entscheidungen und dahinterstehende Motivlagen der Akteure eruieren, Auswirkungen der Umsetzung v.a. auf die Hochschulfinanzierung ermitteln und Vor- und Nachteile von Bandbreitenmodellen im Vergleich zu anderen Modellen der Kapazitätsberechnung identifizieren. Dabei werden verschiedene rechts- und sozialwissenschaftliche Methoden eingesetzt, darunter Diskursanalyse, Normexegese, strukturierte Interviews sowie ein Workshop mit Expertinnen und Experten des Kapazitätsrechts aus verschiedenen Bundesländern. Zu den finanziellen Wirkungen sollen Modellrechnungen erfolgen, die auf realen Organisationsstrukturen von Hochschulen aufbauen. Neben der Forschung liegt ein besonderes Augenmerk des Projekts auf dem Wissenstransfer. Die Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, nicht nur die Diskussion des Kapazitätsrechts in der multidisziplinären Hochschulforschung zu bereichern, sondern Impulse für die praktische Ausgestaltung und Umsetzung des Kapazitätsrechts zu geben.

Dr. Susanne In der Smitten, Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung GmbH.